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Aktuelle Aufsichtsratsstudie sieht deutsche Aufsichtsräte als zu schwach

Eine aktuelle Studie der Beratungsfirma Alvarez & Marsal sieht gravierende strukturelle Schwächen in der Zusammensetzung von Aufsichtsräten in Deutschland. Während die Aufsichtsräte erkennbar sorgfältig und aktiv ihrer Aufsichtsfunktion nachkommen, sind die Maßnahmen, die sie zur Erfüllung ihrer Rolle als Ratgeber ergreifen, häufig unzureichend und unbedeutend, so die Schlussfolgerung der Studie.

Die Ergebnisse der Studie basieren auf Interviews mit 20 deutschen Mitgliedern von Vorständen bzw. Aufsichtsräten in deutschen und zum Teil auch internationalen Großunternehmen. Gerade in den aktuellen disruptiven Zeiten ist der Aufsichtsrat in seiner Rolle als strategischer Sparringspartner gefordert. Hier kommt insbesondere dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats eine besondere Verantwortung zu. Er hat sicherzustellen, dass die Zusammensetzung des Aufsichtsrats den aktuellen strategischen Herausforderungen entspricht und damit die notwendigen operativen Erfahrungen in die strategische Diskussion eingebracht werden können. Der Aufsichtsrat muss erforderlichenfalls strategischer Treiber des Vorstands sein und das Denken in Transformationsprozessen einfordern. Dabei ist gerade das enge und vertrauensvolle Zusammenspiel von Vorstandsvorsitzendem und Aufsichtsratsvorsitzendem entscheidend. Der Aufsichtsratsvorsitzende ist dann Sparringspartner, Mentor, Herausforderer, Antreiber und Beschützer des Vorstandsvorsitzenden in einer Person.

Stattdessen kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass deutsche Aufsichtsräte häufig zu groß sind, inadäquat besetzt (zu viel Finanz- und Rechts-Know-how), nicht entsprechend ihrer Verantwortung bezahlt, mit zu vielen Personen aus dem engeren eigenen Netzwerk, zu alt und mit zu langer Verweildauer besetzt sind. Es gibt also reichlich Potential die Zusammensetzung der Aufsichtsräte zu verbessern. Dies gilt natürlich auch für Familienunternehmen und deren Aufsichtsräte bzw. Beiräte. Insofern sind die Vorschriften des Deutschen Corporate Governance Kodex über die Erstellung und Umsetzung einer Kompetenzmatrix für Aufsichtsräte nur zu begrüßen.

Weitere Informationen zu dieser Studie finden Sie hier.

Zum Autor:

Dr. Klaus Weigel ist seit 2007 Geschäftsführender Gesellschafter der Board Xperts GmbH, Frankfurt am Main. Er war 25 Jahre für Banken im Corporate-Finance- und Private-Equity-Geschäft in leitender Funktion und als Mitglied in Beiräten und Aufsichtsräten tätig. Die Board Xperts GmbH ist spezialisiert auf die Vermittlung qualifizierter Aufsichtsräte und Beiräte. Dr. Weigel ist zugleich Mitgründer und Vorstandsmitglied der Vereinigung Aufsichtsräte Mittelstand in Deutschland e.V. (ArMiD).

E-Mail: klaus.weigel@board-experts.de