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Immer noch sorgt die Stada AG für Schlagzeilen in der Wirtschaftspresse: Erst der knapp gescheiterte Versuch von zwei weltweit agierenden PE-Häusern eine qualifizierte Mehrheit des Aktienkapitals zu übernehmen. Dann wenige Tage später Knall auf Fall die Rücktritte des (interimistischen) Vorstandsvorsitzenden und des Finanzvorstands und kurz danach die Berufung neuer externer Vorstandsmitglieder, aber nur bis Jahresende. Die Chaostage in Bad Vilbel dauern nun schon seit 15 Monaten an – Ende offen, da bereits ein erneuter Übernahmeversuch durch die beiden PE-Häuser gestartet worden ist.

Was die Stada AG innerhalb von nur 15 Monaten erlebt hat, dürfte in einer immerhin dem M-DAX zugehörigen Gesellschaft in Deutschland fast einmalig sein: Einstieg eines bislang einer breiten Öffentlichkeit fast unbekannten Investors, der rund 6% der Stada-Aktien gemeinsam mit anderen befreundeten Investoren übernahm und es in kurzer Zeit erreicht hat, einen langjährigen nahezu unumschränkt herrschenden Vorstandsvorsitzenden abzulösen, eine in Deutschland unübliche Kampfabstimmung über die geschlossene Neubesetzung der Anteilseigner im Aufsichtsrat trotz noch bestehender Amtszeit zu erreichen und die Vinkulierung der Namensaktien durch Beschluß der Hauptversammlung so nebenbei abzuschaffen. Damit war der Weg für eine Übernahme von Stada frei – und die Stada AG im wahrsten Sinne des Wortes sturmreif geschossen.

Das was in den letzten 15 Monaten bei Stada passiert ist, zeigt auf eindrückliche Art und Weise, wie wichtig eine gute Corporate-Governance-Kultur im Sinne von Checks and Balances in der Führung von Unternehmen ist. Vorstand und Aufsichtsrat haben zuletzt offensichtlich nicht an einem Strang gezogen. Das wäre aber in den letzten Monaten im Interesse des Unternehmens und im Interesse der Aktionäre erforderlich gewesen. Erst eine gute Balance zwischen dem operativ verantwortlichen Vorstand und dem Aufsichtsrat als Kontroll- und Aufsichtsorgan gewährleistet gute Unternehmensführung zum Wohle des Unternehmens und im wohlverstandenen Interesse aller Aktionäre. Insofern ist das dualistische System in Deutschland mit einer Trennung von Vorstand und Aufsichtsrat wohl durchdacht. Der Fall Stada zeigt, was passieren kann, wenn Manager versagen, egal auf welchem Posten sie sitzen. Stada wirbt seit Jahren mit dem Slogan „Alles Gute“. Dem kann man sich im Interesse des Unternehmens nur voll anschließen!

Zum Autor:

Dr. Klaus Weigel ist seit 2007 Geschäftsführender Gesellschafter der Board Xperts GmbH, Frankfurt am Main. Er war 25 Jahre für verschiedene Banken im Corporate-Finance- und Private-Equity-Geschäft in leitender Funktion und als Mitglied in Beiräten und Aufsichtsräten tätig. Die Board Xperts GmbH ist spezialisiert auf die Vermittlung qualifizierter Aufsichtsräte und Beiräte. Dr. Weigel ist zugleich Mitgründer und Vorstandsmitglied des Verbands Aufsichtsräte Mittelstand in Deutschland e.V. (ArMiD) und gehört seit vielen Jahren dem Unternehmerbeirat der Oskar-Patzelt-Stiftung an, die seit fast 25 Jahren den Wettbewerb „Großer Preis des Mittelstands“ ausrichtet.

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