Wie eine jüngst veröffentlichte Studie im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen zeigt, wirtschaften börsennotierte Familienunternehmen solider und erfolgreicher als Nicht-Familienunternehmen. Diese positive Performance wächst noch, je stärker der Familieneinfluß in einem Unternehmen ist.
Zur Begründung führen die drei Autoren der Studie, Frau Professor Dr. Dr. Ann-Kristin Achleitner, Prof. Dr. Reiner Braun und Professor Dr. Christoph Kaserer, alle vom Center for Entrepreneurial and Financial Studies der TU München aus, dass bei großen börsennotierten Unternehmen ohne Einfluß durch Familiengesellschafter vor allem ein Kontrollproblem existiert. Dort gibt es typischerweise keinen Aktionär, der hinreichend viele Unternehmensanteile hält und damit ein Interesse hat diese Kontrolle auszuüben. Das ist bei Familienunternehmen anders. Dort ist die Familie ein Ankeraktionär, der möchte, dass das Unternehmen profitabel arbeitet und langfristig überlebt. Börsennotierte Familienunternehmen überstehen nach dieser Studie übrigens auch konjunkturelle Krisenjahre wie etwa 2009 besser als Nicht-Familienunternehmen.
Im Betrachtungszeitraum 2009 bis 2018 verzeichneten börsennotierte Familienunternehmen ein höheres Wachstum in Bezug auf Umsatz und Beschäftigung. So war das jährliche Beschäftigungswachstum bei den Familienunternehmen mit sechs Prozent fast doppelt so hoch wie bei den Nicht-Familienunternehmen. Auch bei den Kennzahlen Gesamtkapitalrendite und Eigenkapitalrendite schnitten laut der Studie börsennotierte Familienunternehmen im Betrachtungszeitraum signifikant besser ab. Allerdings könnte ein Grund für diesen Befund sein, dass alte und große Unternehmen, die insbesondere in der Gruppe der Nicht-Familienunternehmen zu finden sind, angesichts ihrer bestehenden großen Mitarbeiterbasis kaum Wachstumsraten erzielen, wie sie von jüngeren Unternehmen tendenziell erzielt werden.
Es ist aber auch ein Trend zu verzeichnen, dass börsennotierte Familienunternehmen immer häufiger von Fremdgeschäftsführern geleitet werden. Dennoch ist der Einfluß der Gründerfamilie nach wie vor groß. In durchschnittlich 60% der börsennotierten Familienunternehmen ist die Gründerfamilie noch im Rahmen eines Vorstandsmandats in die Unternehmensleitung operativ eingebunden. In durchschnittlich 45% dieser Unternehmen nimmt die Familie, gegebenenfalls zusätzlich, ein Aufsichtsratsmandat war.
Es ist aber fraglich, ob die Gesellschafterstellung und der Einfluß einer Familie wirklich allein den Unterschied zwischen erfolgreichen und nicht-erfolgreichen Unternehmen ausmachen. Grundsätzlich gilt, dass durch Familien geführte Unternehmen schnell reagieren können und kurze Entscheidungswege haben. Außerdem liegen Risiko, Haftung und Kontrolle in einer Hand und können somit vor wirtschaftlichen Abenteuern schützen. Familienunternehmen sollen stets erfolgreich an die nächste Generation übergeben werden. Das ist bei einem angestellten Vorstandsvorsitzenden mit einem befristeten Vertrag anders.
Aber: Familie kann als Gesellschafter auch Unternehmen belasten bzw. zerstören. Langjährige Konflikte zwischen Familienmitgliedern oder ein dominanter Unternehmenspatriarch, der den rechtzeitigen Übergang verhindert, sind in Familienunternehmen leider immer wieder anzutreffen. Letztlich entscheidet nämlich allein die Qualität der Unternehmensführung über den Erfolg oder Misserfolg. Für alle Unternehmen macht eine starke und professionelle Governance den Unterschied aus. Dazu gehören ein gutes Management, ein qualifiziertes Kontrollgremium und saubere interne Strukturen. Und hier zeigen eben die klaren Spielregeln des Aktiengesetzes und die sonstigen für börsennotierte Unternehmen geltenden Vorschriften den richtigen Weg auf, auch wenn die umfangreiche Regulatorik immer wieder kritisch hinterfragt wird.
Zum Autor:
Dr. Klaus Weigel ist seit 2007 Geschäftsführender Gesellschafter der Board Xperts GmbH, Frankfurt am Main. Er war 25 Jahre für Banken im Corporate-Finance- und Private-Equity-Geschäft in leitender Funktion und als Mitglied in Beiräten und Aufsichtsräten tätig. Die Board Xperts GmbH ist spezialisiert auf die Vermittlung qualifizierter Aufsichtsräte und Beiräte. Dr. Weigel ist zugleich Mitgründer und Vorstandsmitglied der Vereinigung Aufsichtsräte Mittelstand in Deutschland e.V. (ArMiD).
E-Mail: klaus.weigel@board-experts.de