Die Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex hat sich jetzt neu aufgestellt. Nachdem der neu gefasste Deutsche Corporate Governance Kodex mit Eintrag im Bundesanzeiger zum
20. März 2020 wirksam geworden ist, hat die Bundesministerin der Justiz und für Verbraucherschutz Frau Christine Lambrecht auf Vorschlag der Regierungskommission sechs neue Mitglieder mit Wirkung zum
1. April 2020 berufen.
Zugleich wurden sechs Kommissionsmitglieder mit großem Dank für ihre langjährige engagierte und sachkundige Arbeit verabschiedet. Insgesamt gehören der Regierungskommission 14 Mitglieder an, davon nunmehr sechs Frauen. Von den Kommissionsmitgliedern insgesamt sind laut einer Pressemitteilung der Regierungskommission jetzt vier Personen Mitglied eines Vorstands und vier hauptberuflich Mitglieder von Aufsichtsräten von kapitalmarktorientierten Unternehmen. Insgesamt nehmen acht Mitglieder der Regierungskommission 15 Aufsichtsratsmandate in deutschen und internationalen börsennotierten Unternehmen wahr.
Leider wurde auch bei dieser Neubesetzung der Regierungskommission kein Vertreter eines mittelständischen Familienunternehmens berücksichtigt. Es grenzt schon an Ignoranz, dass die Kommissionsmitglieder mit operativen Führungspositionen wieder ausschließlich aus DAX30– bzw. MDAX-Unternehmen stammen. Man darf sich dann auch nicht darüber wundern, dass in den Vorgaben des Kodex die besonderen Belange von börsennotierten Familienunternehmen klassischer Prägung keinerlei Berücksichtigung oder gar Erwähnung finden. Unternehmen wie Merck oder Sartorius zählen nach allgemeiner Meinung nicht mehr zu dieser Kategorie von Unternehmen. Gerade für mittelgroße und auch junge Unternehmen wird der Gang an den öffentlichen Kapitalmarkt u. a. aus Gründen zunehmender Transparenzanforderungen und Corporate Governance-Vorgaben immer unattraktiver. Wenn durch die Besetzung der Kommission ihre Besonderheiten nicht adressiert werden, bleiben diese auch bei künftigen Neufassungen des Deutschen Corporate Governance Kodex weiterhin außen vor. Hier wurde die Chance einer wirklichen Neujustierung leider vertan!
Zum Autor:
Dr. Klaus Weigel ist seit 2007 Geschäftsführender Gesellschafter der Board Xperts GmbH, Frankfurt am Main. Er war 25 Jahre für Banken im Corporate-Finance- und Private-Equity-Geschäft in leitender Funktion und als Mitglied in Beiräten und Aufsichtsräten tätig. Die Board Xperts GmbH ist spezialisiert auf die Vermittlung qualifizierter Aufsichtsräte und Beiräte. Dr. Weigel ist zugleich Mitgründer und Vorstandsmitglied der Vereinigung Aufsichtsräte Mittelstand in Deutschland e.V. (ArMiD).
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