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In einem lesenswerten Interview geht Volker Potthoff, Vorstandsvorsitzender der Vereinigung Aufsichtsräte Mittelstand in Deutschland e. V., auf Fragen ein, wie Aufsichtsräte bestmöglich für die vielen Herausforderungen, denen sich Unternehmen des gehobenen Mittelstands derzeit gegenüber sehen, aufgestellt sein sollten. Im Folgenden werden seine Kernaussagen zusammengefasst:

  1. Entscheidungsstrukturen ändern sich nur langsam und meist nur unter Druck. Es werden für Aufsichtsräte immer noch die gleichen Personen gesucht, deren Auswahl sich am eigenen Erfahrungsprofil orientiert: Hans sucht Hänschen! Und wenn ein Aufsichtsrat in der Vergangenheit ordentlich funktioniert hat, denken viele Unternehmer immer noch, dass man ihn eigentlich substantiell nicht verändern sollte.

  2. Einen Kulturwandel kann man nicht von oben anordnen. Das Thema Frauenquote wird bislang nur dort umgesetzt, wo es gesetzliche Vorgaben gibt. Das Bundesfamilienministerium arbeitet derzeit an einer Erweiterung der Quotenregelung. Letztlich gilt es Strukturen zu schaffen, damit Frauen in weit höherem Maße als bisher in Spitzenpositionen aufsteigen können. Unternehmen stehen gerade vor mehreren großen Herausforderungen, die in der Summe quasi eine Art perfekten Sturm ergeben. Wir erleben einen gesellschaftlichen Wandel durch das digitale Zeitalter mit gravierenden Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Dazu kommen der Klimawandel mit einer Energiewende, eine Wohlstands- und Konsumwende und last but not least Veränderungen bei Urbanisierung und Mobilität. Aufsichtsräte müssen sich mit all diesen Themen befassen, weil dadurch bestehende Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsketten gefährdet sind.

  3. Da die aktuellen Herausforderungen so divers und komplex sind, muss über neue Wege der Findung von Mitgliedern in Aufsichtsräten nachgedacht werden. Es wird momentan noch zu stark auf Fach- und Marktkenntnisse geachtet. Das ist zwar im Prinzip in Ordnung und richtig. Aber dadurch sind Aufsichtsräte heute, zumindest bei Großunternehmen, eine aus ehemaligen Topmanagern bestehende homogene Gruppe. Dann macht man aber auch seinen eigenen Werdegang zum Maßstab für die Suche nach neuen Kandidaten, anstatt sich die Frage zu stellen, ob vor dem Hintergrund der komplexen Herausforderungen nicht eine veränderte Besetzungsstruktur erforderlich sei. Wer nicht auch für Quereinsteiger mit unüblichen Lebensläufen offen ist, wird immer nur die gleichen Kandidatenvorschläge erhalten.

Das gesamte Interview mit Volker Potthoff finden Sie hier.

Zum Autor:

Dr. Klaus Weigel ist seit 2007 Geschäftsführender Gesellschafter der Board Xperts GmbH, Frankfurt am Main. Er war 25 Jahre für Banken im Corporate-Finance- und Private-Equity-Geschäft in leitender Funktion und als Mitglied in Beiräten und Aufsichtsräten tätig. Die Board Xperts GmbH ist spezialisiert auf die Vermittlung qualifizierter Aufsichtsräte und Beiräte. Dr. Weigel ist zugleich Mitgründer und Vorstandsmitglied der Vereinigung Aufsichtsräte Mittelstand in Deutschland e.V. (ArMiD).

E-Mail: klaus.weigel@board-experts.de