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Externes Know-how ohne Interessenkonflikte


Die Zahl der Unternehmen in Deutschland, die einen qualifizierten und aktiven Beirat haben, nimmt stetig zu. Auch in familiengeführten Unternehmen wird mehr und mehr erkannt, dass ein mit qualifizierten Persönlichkeiten besetztes Beratungs- und Kontrollgremium als strategischer Sparringspartner der Geschäftsführung maßgeblich den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens fördert.

Strategischer Nutzen

Bei Aktiengesellschaften und anderen großen Unternehmen sind Aufsichtsräte gesetzlich vorgeschrieben. Auch Familienunternehmen des Mittelstands können freiwillig einen Beirat installieren und sich hierdurch den Sachverstand externer Spezialisten und deren Know-how sichern. Ein solcher qualifizierter Beirat kann als strategisches Instrument eingesetzt werden, um die vielfältigen aktuellen Herausforderungen mittelständischer Unternehmen zu bewältigen:

  • Wie soll sich das Unternehmen künftig marktmäßig positionieren?
  • Welche Produkte sollen künftig angeboten, welche neu entwickelt werden?
  • Wie soll dem zunehmenden internationalen Wettbewerb begegnet werden?
  • Welche Finanzierungsinstrumente und -strategien sollen künftig eingesetzt werden?
  • Müssen ggfs. Restrukturierungen kurz- bzw. mittelfristig eingeleitet werden?

Hierzu sind Gesprächspartner notwendig, die über entsprechende Erfahrungen auf diesen Gebieten verfügen. Aber selbst größere Mittelstandsunternehmen verfügen zu über 60 Prozent noch immer über keinen Beirat. Diese Quote dürfte im breiten Mittelstand noch erheblich größer sein

Netzwerk – Know-how

Beiräte sind grundsätzlich nicht in das operative Geschäft involviert. Aber sie bringen eine unabhängige Sichtweise ohne betriebsinterne Zwänge und Interessenkonflikte ein und können externes Know-how zur Verfügung stellen, über das das Unternehmen selbst vielleicht nicht verfügt. Dies kann z. B. bezüglich neuer Auslandsmärkte und/oder Kundensegmente gelten und damit dem Unternehmen helfen, Risiken zu verringern und Fehler zu vermeiden. Erfahrene Beiräte können aber auch als Vermittler zwischen unterschiedlichen Gesellschafterinteressen und/oder Meinungsunterschieden zwischen Gesellschaftern und Management fungieren. Dies gilt z. B. in Krisensituationen oder bei der Frage der künftigen Gesellschafterstruktur bis hin zur Regelung der Unternehmensnachfolge.

Über Beiratsmitglieder kann aber auch der Zugang zu neuen Kontakten und Netzwerken erreicht werden und damit letztlich auch der Zugang zu neuen Märkten bzw. Vertriebswegen.

Schließlich können Beiratsmitglieder auch den Außenauftritt mittelständischer Unternehmen, z. B. gegenüber Banken und anderen Bezugsgruppen, unterstützen. Ein Beirat sollte in seiner Struktur homogen sein und stets Vertreter mit unterschiedlichem Know-how-Hintergrund enthalten.

Beiratsmitglieder müssen über die erforderliche persönliche, fachliche und soziale Kompetenz verfügen und in der Lage sein, dem Unternehmen auch zeitlich im erforderlichen Maße zur Verfügung zu stehen. Es versteht sich von selbst, dass Beiratsmitglieder unabhängig und neutral zu sein haben, um ihre Aufgaben erfüllen zu können. Insofern scheiden als Beiratsmitglieder alle Personen grundsätzlich aus, die aufgrund von Geschäftsbeziehungen vom Unternehmen abhängig sind.

Keine Formalie

Ein qualifiziert besetzter Beirat ist keine lästige Formalie. Er ist ein strategisches Instrument, um die Zukunft mittelständischer Unternehmen zu sichern. Er hilft damit, unternehmerisches Vermögen zu erhalten und zu mehren. Gerade auch mittelständische Unternehmer sollten sich die Vorteile dieses Instruments bewusst machen – und es gezielt einsetzen.

Dabei können sie sich auch an Private Equity-Investoren orientieren, die qualifiziert besetzte Beiräte fast immer in ihren Portfoliogesellschaften etablieren und damit ihre Wertsteigerungsstrategien nachhaltig unterstützen.

Zur Person:

Dr. Klaus Weigel (klaus.weigel@board-finance.de) ist Geschäftsführender Gesellschafter der WP Board & Finance GmbH. Die WP Board & Finance GmbH (www.board-finance.de) ist u. a. auf die Suche und Identifizierung qualifizierter Aufsichtsräte und Beiräte spezialisiert. Dr. Weigel ist zugleich Mitglied des Unternehmerbeirats der Oskar-Patzelt-Stiftung.

Erschienen in: P. T. Magazin Ausgabe 04/2007