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Einschlägige Expertise im Beirat – Dr. Klaus Weigel


Der jüngste Aufschwung in Deutschland erklärt sich unter anderem mit der hohen Exportorientierung unserer Wirtschaft. Dabei ergreifen die mittelständischen Familienunternehmen zunehmend die Chancen, die sich ihnen im Ausland bieten, gerade auch in den Schwellenländern. Außerdem besteht zwischen der globalen Tätigkeit von Unternehmen und Innovationen ein enger Zusammenhang: International aktive Firmen führen häufiger als andere Produkt-, Dienstleistungs- und Verfahrensinnovationen ein. Eine aktuelle Studie zeigt jedoch auch, dass Familienunternehmen die Internationalisierung mit Augenmaß betreiben und ihr diesbezügliches Engagement gut kontrollieren, wobei die Attraktivität des Zielmarkts der wichtigste Einflussfaktor ist. Bei alledem ändert sich das weltweite Marktumfeld ständig durch neue Mitbewerber, neue Technologien, politische Ereignisse sowie die Kurzlebigkeit von Produkten und Dienstleistungen. Die Entscheidungsträger in Familienunternehmen stehen vor immer neuen Herausforderungen.

Von erfahrenen Beiräten lernen

Wollen Mittelständler ihr Geschäft erfolgreich internationalisieren, brauchen sie ein gut funktionierendes Netzwerk diesseits und jenseits der Grenzen. Enge Kontakte zu internationalen Handelskammern, Botschaften, Exportinitiativen sowie zu Firmen aus dem eigenen Branchenumfeld verbessern die Erfolgschancen nachhaltig. Um sich nicht zu verzetteln, ist es wichtig, solche Netzwerkaktivitäten strategisch richtig zu planen. In diesem Zusammenhang ist ein Beirat ein sehr sinnvolles Instrument, wenn einzelne Mitglieder über einschlägige Erfahrungen auf relevanten Auslandsmärkten verfügen und diesbezüglich entsprechende Kontakte vermitteln können. Dadurch können sich Familienunternehmen Wettbewerbsvorteile verschaffen. Konkret geht es um diese Fragen: Wie soll sich das Unternehmen auf wichtigen Auslandsmärkten positionieren? Welche Produkte und Dienstleistungen kann es auf Auslandsmärkten anbieten und welche muss es für diese Märkte gegebenenfalls neu entwickeln? Mit welchen Kooperationspartnern kann es internationale Märkte gemeinsam erschließen? Welche Finanzierungsstrategien sind ratsam? Sollten für den internationalen Marktauftritt kurz- bis mittelfristig Restrukturierungen eingeleitet werden, um noch wettbewerbsfähiger zu sein?

Unabhängige Betrachtung statt Betriebsblindheit

Erfahrene Beiräte bringen bei grundsätzlichen Fragen hinsichtlich der Erschließung neuer Auslandsmärkte, etwa in Schwellenländern wie China und Indien, eine unabhängige Sichtweise ohne betriebsinterne Zwänge und Interessenkonflikte ein. Sie können somit externes Know-how verfügbar machen, über das die handelnden Personen im Unternehmen selbst (noch) nicht verfügen. Dadurch lassen sich die Risiken verringern und grobe Fehler vermeiden. Durch Beiratsmitglieder können aber auch ausgesprochen hilfreiche neue Kontakte und Netzwerke erschlossen werden, um Märkte und Vertriebswege zu öffnen. Zudem geht es auch um das Kennenlernen von Spielregeln und Opportunitäten, die sich häufig von denen im Inland gravierend unterscheiden.

Anforderungen an einen Beirat

Ein Beirat sollte stets Menschen mit verschiedenem Know-how versammeln. Die Mitglieder sollten persönliche, fachliche und soziale Kompetenz besitzen und dem Unternehmen zeitlich im erforderlichen Maße zur Verfügung stehen. Im Übrigen haben Beiratsmitglieder die ihnen überlassenen Unterlagen und Informationen vertraulich zu behandeln und ihrer Aufgabe mit größter Sorgfalt nachzugehen. Außerdem versteht sich von selbst, dass die Neutralität zumindest eines wesentlichen Teils der Mitglieder eines Beirats eine wichtige Voraussetzung für die Funktionsfähigkeit dieses Gremiums ist. Da sich heute immer noch oft genug Vertreter der Kreditwirtschaft und der beratenden Berufe in Beiräten finden, ist dieses Kriterium der Unabhängigkeit der Mitglieder zumindest zu hinterfragen, falls deren Organisationen wesentliche aktive Geschäftsbeziehungen zu dem betreffenden Unternehmen unterhalten.
Vielfach greifen deutsche Mittelständler aber auch immer noch zu sehr auf ihre eigenen Kontakte zurück. Hier besteht das Risiko möglicher Interessenkonflikte. Um dem entgegenzuwirken, sollten Beiratsmitglieder mithilfe ausgewiesener Spezialisten von außen gewonnen werden. In der Regel drängen sich gute Beiratsmitglieder auch nicht selbst auf, sondern sie möchten »ausgewählt « und gebeten werden. Bei ihnen steht auch die Vergütung nicht im Vordergrund. Sie wollen sich mit ihren Ideen und Erfahrungen einbringen. Eine angemessene Honorierung ist folglich nichts anderes als die Wertschätzung ihrer Arbeit als Beirat.

Fazit

Ein Beirat, der Persönlichkeiten mit unternehmerischer, internationaler Erfahrung in seinen Reihen hat, ist ein wichtiges strategisches Instrument, um die Zukunft von Familienunternehmen auf den globalen Märkten zu sichern und dadurch unternehmerisches Vermögen zu mehren. Die Kosten-/ Nutzen-Relation eines gut besetzten Beirats ist jedenfalls exzellent. Das sollten sich Familienunternehmen gerade jetzt, kurz nach der jüngsten Krise, zunutze machen.

Dr. Klaus Weigel, Geschäftsführender Gesellschafter WP Board & Finance GmbH, Bad Homburg v. d. Höhe

Erschienen in: Unternehmermagazin, 9/2010